„Meine GEH-schichte“ 

Seit ich 2003 auf eine einmonatige Wanderung am Jakobsweg aufgebrochen bin, lässt mich die Faszination des Weitwanderns – des immer weiter Gehens – nicht mehr los...

Meine GEH-schichte: Vom Jakobsweg zum Brotjob Wandern

„Wandern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.“
Elizabeth von Arnim

 Diese Worte kommen dem Gefühl sehr nahe, das ich empfinde, wenn ich gehe. Seit ich 2003 auf eine einmonatige Wanderung am Jakobsweg aufgebrochen bin, lässt mich die Faszination des Weitwanderns – des immer weiter Gehens – nicht mehr los.

Der Weg beginnt

Eigentlich war meine persönliche Pilgerreise für 2002 geplant. Inspiriert vom Buch „Auf dem Jakobsweg“ von Paulo Coelho hatte ich beschlossen, mir diesen Weg selbst anzuschauen. Doch dann kam alles anders: Im Sommer 2002 verstarb mein Vater viel zu früh – meine Pläne verschoben sich, die Reise musste warten. Und der Schmerz wurde zum stillen Begleiter.

Auf dem Jakobsweg

Ein Jahr später machten sich mein damaliger Freund (heute: mein Mann) und ich auf den Weg. Startpunkt: Südfrankreich. Ziel: Santiago de Compostela. Wir lebten bis dahin in einer Fernbeziehung – diese Reise wurde unsere erste wirkliche Zeit zu zweit. Und sie wurde intensiv.

Die ersten fünf Tage waren hart. Täglich 30 Kilometer bei großer Hitze, mit 12 Kilo am Rücken – und all dem emotionalen Gepäck. Ich war erschöpft, grantig, eifersüchtig, weil es meinem Partner scheinbar leichter fiel. Ich zählte jeden Kilometer, jeden Schmerz.

Und dann, gegen Ende der zweiten Woche, geschah etwas. Eine Art innerer Wechsel: Ich konnte plötzlich genießen. Spüren, wie viel mein Körper schafft. Vertrauen. Mich einlassen. Plötzlich war der Weg nicht mehr Kampf, sondern Begleiter. Und inmitten dieser täglichen Gleichförmigkeit fand ich: Freiheit.

In einem dieser Momente sagte ich: „Wie wunderbar muss es sein, wenn man genau das hier zum Beruf machen könnte – 8 bis 10 Stunden Gehen, Begegnung, Gespräch.“ Ich wusste damals nicht, wie lange es dauern würde, bis ich diesen Gedanken wieder aufgreifen würde.

20 Jahre später

Im Juli 2023 – 20 Jahre nach dem Jakobsweg – blicke ich zurück. Das Gehen ist geblieben: als Hobby, als Leidenschaft, als Ort der Kraft. Nach einer überstandenen Corona-Erkrankung und einer daraus resultierenden depressiven Episode wurde mir jedoch klar, wie wenig selbstverständlich es ist, gehen zu können. Plötzlich war es nicht mehr nur ein Ausgleich – es wurde zu einer Lebensnotwendigkeit.

2022 habe ich mich entschlossen, mir ein eventuelles zweites berufliches Standbein für die Zukunft schaffen zu wollen – mit einer Ausbildung zur Wander- und Schneeschuhführerin in Oberösterreich. Im Jänner 2023 habe ich sie erfolgreich abgeschlossen.

Seither arbeite ich an meinem Tourenprogramm, meiner Website walkability.at, und am Aufbau einer kleinen Online-Präsenz.

In meinem Tempo, mit meinem Ziel

Langsam aber beständig gehe ich weiter – Schritt für Schritt – in Richtung meines damaligen Traums: Gehen als Brotjob. Oder besser gesagt: als Berufung.

 

Danke, dass du mich auf diesem Weg begleitest.

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